Pappelhof bei Rieseberg, 1933
Weitere Orte zum Thema Macht und Terror in Braunschweig:
Städtischer Urnenfriedhof Braunschweig
Gedenkstein der Antifa, den Rieseberg-Opfern
1946 auf dem Rieseberger Friedhof gewidmet. Seit 1953 in Braunschweig
Ehrenmal.
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AOK
Die Rieseberg-Morde
Am Abend des 29. Juni 1933 erfuhr die Hilfspolizei
der NS von einer illegalen Flugblatt-Verteilung der KPD im Braunschweiger
Arbeiterviertel Eichtal. Mehrere SS-Truppen - in Zivilkleidung - nahmen
vor Ort Razzien vor. Als zwei SS-Trupps aufeinander trafen und sich nicht
erkannten, eröffneten sie gegenseitig das Feuer, wobei der SS-Mann
Gerhard Landmann erschossen
wurde. Anstatt den Unfall aufzuklären, wurde - Landespolizeichef
Jeckeln war dafür verantwortlich
- den Kommunisten vorgeworfen, Landmann ermordet zu haben. Die Kriminalpolizei
unterstand Jeckeln und klärte den Fall trotz Wissen um die Wahrheit
- siehe Gehrke (1961) - nicht auf. Willkürlich wurden weitere Kommunisten
festgenommen und in das Gebäude der AOK gebracht. Die Zeitungen
diffamierten die unschuldigen Tatverdächtigen.
Am 4. Juli 1933 - einen Tag vor der Beerdigung
Landmanns - wurden 10 der unschuldigen Gefangenen zum Rieseberger
Pappelhof gebracht, um nach weiterer brutaler Misshandlung als "10
für einen" hingerichtet zu werden. Klagges
und Alpers sollen für die
Überführung nach Rieseberg grünes Licht gegeben haben,
während SS-Sturmführer Kleyst dann die grausame Aktion geleitet
hat, die als "Exempel" zur Abschreckung der kommunistischen
Gegner dienen sollte. Die SS-Männer Meyer
und Adler sollen als Wache auf
dem Pappelhof eingesetzt worden sein, und Behrens,
Krügel sowie Szustak
sollen an der Aktion ebenfalls beteiligt gewesen sein (siehe Bein, 2000).
In einer Braunschweiger Kneipe sollen Jeckeln, Oberstaatsanwalt Rasche,
SA-Führer Gattermann
und Dr. Hesse - späterer
Bürgermeister Braunschweigs - dann von der Ausführung der Morde
erfahren haben. Die Braunschweiger Kriminalpolizei griff kaum ein, fotografisches
Dokumentationsmaterial wurde von den NS vernichtet, um die Wahrheit über
die Morde zu vertuschen. Der Öffentlichkeit wurde vermittelt, "unbekannte
maskierte Männer" sollen die Männer bei einem Überfall
erschossen haben. Die Namen der Opfer lauten:
Behme, Hermann
Bley, Julius
Grimminger, Hans
Heinemann, Kurt
Liesegang, Reinhold
Ludwig, Wilhelm (Willi)
Römling, Walter
Schmidt, Gustav
Staats, Alfred
Steinfaß, Willi
1945 fand man bei der Exhumierung der
Riesebergopfer die Überreste einer (unbekannten) 11. Leiche; man
geht heute davon aus, dass es sich um den Studenten Ludwig Hirsch gehandelt
hat.
Auf dem Braunschweiger Urnenfriedhof befindet sich eine Gedenkstätte,
an der die Riesebergopfer am 4. Juli jeden Jahres geehrt werden.
Zu den Verhältnissen in der AOK zur Zeit des 4. Juli 1933 zwei Zeugenaussagen
und ein Zeitungsbericht
aus dem Jahr 2001.
Quelle:
Bein, Reinhard: Zeitzeichen. Stadt und Land Braunschweig 1930-1945.
Braunschweig 2000.
Gehrke, Robert: Aus Braunschweigs dunkelsten Tagen. Der Riesenberger
Massenmord. Braunschweig 1962.
75 Jahre AOK in Braunschweig, hrsg. von der AOK Braunschweig. Bearb.
von Norman-Mathias Pingel. Braunschweig 1989.
Im Jahre 1933 erhielten die Angehörigen der Rieseberg-Opfer
lediglich einen formlosen und die Tatsachen verschleiernden Bescheid
über deren Verbleib. Erst 20 Jahre später folgte von der Regierung
eine weitere Nachricht.
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