Besetzung der AOK durch SA-Einheiten 1933
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Die Besetzung des AOK-Gebäudes
Der 27. März 1933
Der Terror von SA und SS gegen politische Gegner
steigerte sich. So wurde auch der Reichsbanner
am 11. März 1933 von den Nationalsozialisten verboten. Von Matthias
Theisen, einem Opfer der SA, erfuhr Hans Hedermann, der Jugendleiter
des Reichsbanners, von den brutalen Zuständen im Volksfreundhaus. Daraufhin
nahm er mit dem Stahlhelm-Führer
Nowack Kontakt auf. Die Männer
handelten aus, etwa 150 Mitglieder des Reichsbanners in den Stahlhelm
aufzunehmen und versprachen sich davon, gemeinsam als starke Gegenkraft
zur SA gegen den NS-Terror geschützt zu sein. Der Führer des Gaustabes
Braunschweig, Seidel, kündigte
die Aktion der Polizei an.
Am 27. März 1933 fanden sich über 1000 Personen - in Reinowski
(1933) werden 3000 bis 4000 genannt - vor dem AOK-Gebäude ein.
Schon am 20. März hatte der Braunschweiger Landesführer des
Stahlhelms - Werner Schrader - den 2. Bundesführer des Stahlhelms
- Duesterberg - kontaktiert und mit ihm die Bedrohung durch die Nationalsozialisten
thematisiert: "Meine tiefste Sorge ist ja, dass wir in der nächsten
Zeit zermahlen und überrannt werden von der NSDAP, und das wäre
mir an und für sich ganz gleichgültig, wenn ich wüsste,
dass die NSDAP allein in der Lage wäre, das Vaterland zu retten.
Ich weiß aber, dass die NSDAP dazu nicht in der Lage ist. Versagt
der Stahlhelm jetzt, dann ist die günstige Zukunft ernstlich in Frage
gestellt." (Schrader in Roloff 1980)
Innenminister Klagges, Alpers,
Polizeipräsident Lieff und
Oberstleutnant Selle hatten von
der Aktion erfahren. Als Putschversuch des Stahlhelms deklariert,
wurde die Aufnahmeaktion verhindert, indem die SA unter Gattermann
und die SS unter Alpers anrückten und die Menschen in die AOK trieben.
Im Gebäude wurden die Mitglieder des Reichsbanners und des Stahlhelms
brutal misshandelt. Wer dann nicht in das Ortskrankenhaus gebracht wurde,
blieb in der AOK gefangen.
Der Stahlhelm wurde verboten und dessen Führer Nowack sowie weitere
Funktionäre verhaftet. Der Bundesführer des Stahlhelms, Seldte,
versuchte einzugreifen, wurde jedoch von Klagges zurückgewiesen.
In der darauffolgenden Zeit diente das Gebäude der AOK der SA zur
Gefangennahme und Folter politischer Gegner und einfacher Arbeiter. Viele
von ihnen wurden aus der AOK in das Lager 21 oder in
Gefängnisse in Braunschweig und Umgebung gebracht.
Quelle:
Bein, Reinhard: Zeitzeichen. Stadt und Land Braunschweig 1930-1945.
Braunschweig 2000.
Berger, Peter: Gegen ein braunes Braunschweig. Skizzen zum Widerstand
1925-1945. Hannover 1980.
75 Jahre AOK in Braunschweig, hrsg. von der AOK Braunschweig. Bearb.
von Norman-Mathias Pingel. Braunschweig 1989.
Hierzu ein zweiteiliger Zeitungsbericht
aus dem Jahr 1983.
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