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Die Besetzung des Volksfreundhauses Der 9. März 1933 Mit diesem Tag begann in Braunschweig die systematische Zerschlagung der politischen Gegner zum Zwecke der Machtdurchsetzung. Dabei gingen SA und SS mit einer Brutalität vor, die selbst im Deutschen Reich eine Sonderstellung einnahm. Am Vormittag des 9. März kam es in der Nähe des Volksfreund-Hauses zu einer kleinen Schlägerei zwischen einem SS- Mann und einem Mitglied des Reichsbanners. Mittags fuhr die Polizei mit dem SS-Mann vor. Sie durchsuchten das Haus ergebnislos nach dem Reichsbannermann. Am Nachmittag, gegen 16 Uhr, überfiel ein Trupp uniformierter Nazis unter Führung des damaligen Anwalts und Landtagsabgeordneten Alpers das Volksfreundhaus, unter dem Vorwand nach Belastungsmaterial und Waffen zu suchen. Unter Geschrei und Schüssen drangen sie in das Gebäude ein. Der anwesende Berliner Kaufmann Hans Saile wurde von den Schüssen tödlich getroffen. Die Einrichtungen wurden zertrümmert, Geld und Wertgegenstände beschlagnahmt. Angestellte und Mitarbeiter der verschiedenen Organisationen wurden zusammengetrieben und misshandelt. Sie wurden stundenlang eingesperrt, bevor man sie nach weiteren Misshandlungen entließ. Zu den Opfern dieser Misshandlungen, deren Namen
bekannt sind, zählt der Gewerkschaftssekretär Otto
Zerbel, er wurde schwer misshandelt und dann aus dem Haus gejagt.
Ähnlich erging es dem Stadtverordneten und «Volksfreund»-Akquisiteur
Wilhelm Grauel. Der ehemalige
Polizeileutnant Richard Neuenfeldt,
zu diesem Zeitpunkt Kraftfahrer beim «Volksfreund», wurde derartig misshandelt,
dass er bewusstlos zusammenbrach. Die Männer, die mit Knüppeln und Eisenwerkzeugen
auf den ehemaligen Frontsoldaten einschlugen, waren etwa zwanzigjährige
junge Männer. Neuenfeldt war nach den Misshandlungen körperlich und
seelisch gebrochen. Derweil sperrte die "ordentliche Polizei" die Straßen
rund um die Schlossstrasse ab. "Drei Tage und drei Nächte brannte der Scheiterhaufen" Der ehemalige Ministerpräsident Dr. Heinrich Jasper rief nach der Besetzung des Gebäudes bei Polizeipräsident Lieff an und zeigte Alpers an. Dieser antwortete, es handele sich um eine legale Maßnahme für die Alpers mit polizeilichen Vollmachten versehen sei. Dr. Heinrich Jasper wandte sich daraufhin an Klagges, der es ebenfalls ablehnte einzugreifen. In der Nacht der Besetzung wurde der«Volksfreund»-Redakteur Ernst Severitt von Nazis in das Volksfreundhaus gebracht und schwer misshandelt. In der folgenden Zeit wurde das Volksfreundhaus als Folterstätte der SS-"Hilfspolizei" und als "Schutzhaftgefängnis" genutzt.
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