Q: Universitätsarchiv BS JD II: 42
Nationale Kundgebung TH Braunschweig zum 1. Mai 1933 mit Ministerpräsident Klagges

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Technische Hochschule

Hochschulkonflikt

Hochschulkonflikt von 1931/33
Der Ausbruch des Konfliktes ist im Grunde auf die Polarisierung der Hochschule zurückzuführen, die wie überall seit 1928/29 von den Studentenschaften ausging. Diese Auseinandersetzung wurde in Braunschweig noch durch den Minister für Volksbildung bis zur offenen Konfrontation gesteigert. Dietrich Klagges spielte hier als Minister für Inneres und Volksbildung (seit 1931) in einer aus zwei Personen bestehenden Regierung eine entscheidende Rolle.
Klagges war zu dieser Zeit schon Ortsgruppenleiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Sein schnell wachsender politischer Einfluss wurde durch die Koalition der Bürgerlichen Einheitsliste mit den Nationalsozialisten (NSDAP), nach der Landtagswahl am 14. September 1930, noch verstärkt.
Die Änderungen des Beamtenrechtes durch die neue Regierung und die ersten Disziplinarmaßnahmen an der Hochschule haben die Handlungsspielräume für Klagges in der Hochschulpolitik erweitert.
Die Braunschweiger Landesregierung hatte als einzige, Anfang 1932, ein bürgerlich-nationalsozialistisches Bündnis. Mit dieser Voraussetzung war Sie auch als einzige imstande, die Einbürgerung Hitlers zu veranlassen.
Klagges kam nach einem Gespräch mit der Parteispitze in Berlin auf die Idee, Hitler zum a. o. Professor für organische Gesellschaftslehre und Politik zu ernennen. Klagges verfasste hierzu einen Entwurf zur Begründung für diese Berufung und setzte sich somit über die Hochschulautonomie hinweg.
Der amtierende Rektor Schmitz erkundigte sich über die Bestandhaftigkeit dieser Information und erhielt in letzter Instanz von Klagges eine Rüge. Rektor Schmitz eröffnete dem Hochschulsenat die Vorkommnisse, woraufhin dieser Schmitz Rückhalt gewährte.

Der Hochschulkonflikt verschärfte sich noch durch die Stojanoff-Schaffeld-Affäre. Diese zweite Phase der Auseinandersetzungen fand in der Amtszeit von Gustav Gassner statt (ab Wintersemester 1932/33). Der Streitpunkt basierte auf einer angeblichen Beleidigung einer deutschen Studentin durch einen Bulgaren. Die durch die Studentenschaft hysterisch aufgebauschte Auseinandersetzung wurde durch das Ergebnis der Disziplinar-Untersuchung von Prorektor Carl Mühlenpfordt noch verschlimmert. Mühlenpfordt erteilte dem Studenten lediglich einen Verweis, worauf die NSDStB mit einem zweitägigen Studentenstreik reagierte. Klagges verfügt daraufhin eine weitere Untersuchung, die durch Heinrich Timerding durchgeführt wurde. Timerding ahndete das Verhalten Stojanoffs mit der Relegation von der Hochschule gemäß eines Konzilbeschlusses vom 15. Januar 1932.
In dieser Zeit kam es in den Reihen der Studentenschaft zu einer stark gespaltenen Polarisierung zwischen der NSDStB und einem Großteil der Fachschaft der Architektur, die sich im Konflikt auf die Seite der Hochschulleitung stellten.
Die Hochschulleitung lehnte die Aktivitäten des NSDStB ab und sprach diesbezüglich ein Verbot aus, dieses Verbot wurde umgehend von Klagges aufgehoben. Der Senat nahm daraufhin die Provokationen und Satzungsbrüche des NSDStB zum Anlass, diese Gruppe an der Hochschule zu verbieten. Klagges Einmischungen verstärkten sich von nun an noch um ein Vielfaches. Er nahm dem Senat die Entscheidungsgewalt aus den Händen, in dem er die Einmischung in hochschulpolitische Fragen untersagte.

Quellen:
Ketz, Walter (Hrsg. u.a.):
Technische Universität Braunschweig vom Collegium Carolinum zur Technischen Universität 1745 - 1995; Hildesheim 1995
Schneider, Wolfgang (Hrsg.):
Die Technische Hochschule Braunschweig; Länderdienst -Verlag Berlin-West, Basel 1963