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Jugend und Erziehung Erziehung im Nationalsozialismus meinte eine formative "Ganzheitserziehung", die sowohl die schulische und außerschulische Bildungsarbeit als auch alle Freizeitveranstaltungen zur weltanschaulichen Schulung nach den Grundsätzen der Ideologie nutzte. Sie spielte sich nicht mehr in erster Linie in Elternhaus und Schule ab, sondern in einer Vielzahl von Partei- und Staatsorganisationen. Die Kinder und Jugendlichen wurden frühzeitig in dieses Erziehungsprogramm integriert, sodass eine Entwicklung zur kritischen Haltung gegenüber dem nationalsozialistischen Weltbild fast unmöglich war. Jugendliche, die sich dieser nationalsozialistischen Ausbildung entzogen, mussten mit Ausgrenzung oder sogar Bestrafung rechnen, ihr weiterer Lebensweg wurde behindert. Das nationalsozialistische Erziehungsverständnis brach mit der Vorstellung eines kindlich-jugendlichen Eigenrechts. Hitler sah in den Jugendlichen "Menschenmaterial", das es zu "züchten" und zu "schleifen" gelte. Im Rahmen ständig kontrollierter Organisationen und Institutionen wurden jugendlicher Enthusiasmus und totale Einsatzbereitschaft produziert, die den Zielen der NS-Ideologie dienstbar gemacht und letztlich für den Krieg instrumentalisiert wurden. Braunschweig wollte, so zeitgenössische Stimmen, besondere Bedeutung als "Stätte nationalsozialistischer Erziehungsarbeit" (G.-W. Schuchardt, 1939) erlangen. Mit der Akademie für Jugendführung,
der Bernhard-Rust-Hochschule (die für die NS-Lehrerausbildung zuständig
war), der HJ-Gebietsführerschule "Peter Frieß", der Reichsschule des deutschen Handwerks, der SS-Junkerschule im Braunschweiger Schloss, der Führerschule des Reichsarbeitsdienstes und dem VW-Vorwerk (als Berufsausbildungsstätte für Facharbeiter) wurden zahlreiche Erziehungs- und Ausbildungseinrichtungen der Nationalsozialisten in Braunschweig angesiedelt. |