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Bein, R. (2000): Zeitzeichen, Stadt und Land Braunschweig, 1930-1945, Döring, Braunschweig, 44

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Landtag

Staatsministerium

Terror gegen politische Gegner

Unter dem seit September 1931 amtierenden Innen- und Volksbildungsminister (und späteren Ministerpräsidenten) Dietrich Klagges und seinen Gefolgsleuten Friedrich Alpers und Friedrich Jeckeln begann im Land Braunschweig schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt die gewalttätige Herrschaft des Nationalsozialismus. Durch die Aufstellung einer sogenannten Hilfspolizei schuf sich Klagges eine ihm bedingungslos ergebene Gewaltformation. Mit massiven Terrorakten wurden die Abgeordneten anderer Parteien zum Mandatsverzicht oder zum Übertritt in die NSDAP gezwungen. Die politischen Organisationsstrukturen der SPD und der KPD wurden zerschlagen, die Abgeordneten terrorisiert. Überfallkommandos der "Hilfspolizei" fuhren in Ortschaften des Landes Braunschweig, in denen die Arbeitparteien bei den Wahlen am 5. März 1933 noch eine Mehrheit erhalten hatte. Diese Orte sollten - mit einem Polizeiausdruck gesprochen - "überholt" werden, d.h. politische Gegner wurden schwer misshandelt und festgenommen.

Am 9. März 1933 kam es zum Sturm auf das Volksfreundhaus, das Parteigebäude der SPD. Führende Braunschweiger Sozialdemokraten und Redakteure der sozialdemokratischen Zeitung "Volksfreund" wurden verhaftet, misshandelt und gefoltert.

Am 12. März 1933 besetzte die "Hilfspolizei" das Rathaus und verhaftete den Oberbürgermeister Ernst Böhme (SPD). Nach mehrmaliger schwerer Misshandlung verzichtete Böhme schließlich auf sein Landtagsmandat und wurde bis zum 19. April 1933 im Rennelberg-Gefängnis in Haft genommen. Er wurde später freigelassen und überlebte den Krieg in Magdeburg.

Am 4. Juli 1933 kam es zu den sogenannten Riesebergmorden; der Tod eines SS-Mannes, Gerhard Landmann, wurde an elf unschuldigen Männern gerächt. Die Terrorwelle der Nationalsozialisten forderte weitere Todesopfer, unter ihnen waren 1933 Wilhelm Reupke, August Grotehenne, Max Bremer und Matthias Theisen.

Ende April 1933 waren durch den Terror und die Folter alle andersdenkenden Mandatsträger ausgeschaltet. Die NSDAP verkündete den ersten "rein nationalsozialistischen" Landtag und feierte ihren Sieg mit einem Triumphzug durch die Stadt, einem Festakt im Dom und einer Plenarsitzung im Landtagsgebäude.