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Bernhard-Rust-Hochschule Architektur Emil Herzig, Oberbaurat im Braunschweigischen Staatsministerium, wurde 1934 als Architekt beauftragt die Bernhard-Rust-Hochschule zu bauen. Herzig war zwischen 1920 und 1925 Student in Braunschweig gewesen, 1931 in die NSDAP eingetreten und seit 1934, durch die Protektion des Ministerpräsidenten, Leiter der Staatshochbauverwaltung und Referent an der Hochbau- und Siedlungsabteilung des Braunschweigischen Staatsministeriums. Im Oktober 1935 erhielt Herzig auf Betreiben Bernhard Rusts die Professur für Baukonstruktion an der TH, am 8. November 1935 wurde er zum Leiter der Dozentenschaft der TH Braunschweig und am 1. Juli 1936 zum Rektor der Technischen Hochschule ernannt. Die Hochschulpolitik wurde unter seiner Führung ganz im Sinne der Braunschweiger Nationalsozialisten betrieben. Zwischen 1935 bis 1937 entstand der 1,5 Millionen teure Komplex, der mit 400 Räumen für bis zu 300 Studierenden ausgestattet war. Herzigs Konzept sah die Aufteilung des Gesamtkomplexes in sechs einzelne Baukörper vor, die um einen offenen Innenhof gruppiert waren. Drei den Innenhof umfassende, niedrige Gebäudeabschnitte verbanden die drei Hauptkörper: den Hörsaalbau (Turmbau), das Naturhistorische Museum und den Turnhallenbau. Diese drei Bauten traten als Hauptelemente durch steile Giebelseiten in Erscheinung, die Zwischentrakte schlossen die Instituts- und Verwaltungsräume mit ein und bildeten das funktionale Grundgerüst der Anlage. Der Turmbau war durch seine Größe weithin als Zentrum der Anlage zu erkennen. Im Giebel des Turmbaus war eine "dem deutschen Volk und seinen Kämpfern" gewidmete Ehrenhalle untergebracht, die nach außen wie im Inneren gestalterisch hervorgehoben wurde; während die Innenausstattung des Gebäudes insgesamt eher einfach und konventionell war, wurde die Ehrenhalle im Turmbau durch Spitzbögen und Gitter mit floralen Ornamenten wie eine Art Schrein gestaltet. Den Abschluss des Turmbaus bildete eine in einer Teleskopkuppel untergebrachte "Volkssternwarte". Das Eingangsfoyer des Hörsaalturmes stellte eine zweite, auf das Gedenken an "Blutopfer" und Heldentum ausgerichtete Ehrenhalle dar, in deren Mitte eine von Arno Breker erstellte Büste Bernhard Rusts aufgestellt war. An der Wand fand sich zwischen schmiedeeisernem (von Rust gestiftetem) Hakenkreuz und Schwert der Text: "Wir sind vergänglich, unser Volk aber muss ewig leben". Insgesamt spricht der Backsteinbau eine ambivalente architektonische Sprache; Bezüge auf gotische Konstruktionen und mittelalterliche Backsteinmotive überlagern sich mit nationalsozialistischen Prinzipien, Elementen expressionistischer Architektur, neusachlichen Einflüssen und Verweisen auf die Kompositionen der Bauhausarchitektur. Herzigs Vorliebe für traditionelle norddeutsche Architektur, die er bereits 1934/35 beim Bau des Braunschweiger "Reichsjägerhofs" hatte deutlich werden lassen, ist auch in der Bernhard-Rust-Hochschule erkennbar. Der Komplex sollte den Studierenden ein Gefühl heimatlich-dörflicher Vertrautheit vermitteln, zugleich verdeutlichte der hoch aufragende Turmbau jedoch auch das nationalsozialistische "Führerprinzip". Hakenkreuze durchziehen - bis heute - die Backsteinfassade des Gebäudes. Das Streben nach soldatischer Ordnung, Rationalität und Modernität kommt in den streng geordneten, sich wiederholenden Gebäudeformen, in der hervorragenden technischen Ausstattung und dem industriell produzierten Klinkermaterial zum Ausdruck. Die Formen der Klinkerverlegung, die sakralen Elemente des Hörsaalturmes sowie die Ehrenhalle verwiesen hingegen auf handwerkliche Vergangenheit, Traditionsverbundenheit und den Mythos der völkischer Gemeinschaft. Auch wenn von einem einheitlichen nationalsozialistischen Architekturstil nicht gesprochen werden kann: gemein ist den meisten Gebäuden dieser Zeit, dass sie "steingewordene Weltanschauung" (H. Pump-Uhlmann) waren - nicht die Funktion oder der Zweck der Bauten standen im Vordergrund, sondern das politische Bekenntnis. Literatur: |