Eingang zum Reichsjägerhof

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Reichsjägerhof

Überblick

Der Braunschweigische Ministerpräsident Dietrich Klagges sowie der Justiz- und Finanzminister Friedrich Alpers versuchten, mit verschiedenen Bauten die Gunst der Reichsführung zu erlangen. Klagges suchte insbesondere die Freundschaft Görings, dessen Jagdleidenschaft bekannt war. Er ernannte Alpers zum Gaujägermeister und ließ als Geschenk für Göring 1934 durch den Architekten Herzig in der Buchhorst einen "Reichsjägerhof Hermann Göring" errichten, dem später eine Fasanenzucht und ein "Reichsfalkenhof" hinzugefügt wurden. Der Braunschweiger Reichsjägerhof sollte, so die Hoffnungen der Braunschweiger Nationalsozialisten, als Muster für alle in anderen Gauen zu errichtenden Jägerhöfe dienen.
Am 5. Mai 1935 weihte Göring persönlich das Gebäude ein. Die "Stiftung Reichsjägerhof", zu der das Klostergut Riddagshausen mit Teichgelände, die Buchhorst mit dem "Grünen Jäger" und dem Wildpark mit Fasanerie gehörten, sollte vorrangig für Tagungen der Gaujägermeister sowie für Staatsjagden zur Verfügung stehen.

Q: Braunschweiger Tages-Zeitung vom 6. Mai 1935. Aus: Bein, Zeitzeichen, S.132
Görings Besuch am 5. Mai 1935 anlässlich der Einweihung des Reichsjägerhofes und der Eröffnung der Jagdausstellung - Fahrt durch die Stadt im offenen Wagen: Ministerpräsident Klagges, Minister Alpers, Ministerpräsident Göring und Reichsminister Kerrl

In der Presse wurde begeistert von diesem Er-eignis berichtet, das von "stürmischem Beifall und frohem Jubel" begleitet gewesen sei (Braunschweiger Tageszeitung vom 6. Mai 1935).
Um den zu erwartetenden Staatsgästen die Fahrt vom Hauptbahnhof zum Reichsjägerhof zu erleichtern, wurden mit hohem Kostenaufwand 1937/ 38 die zuführenden Straßen repräsentativ zu einer Prachtstraße ausgebaut. Der Friedrich-Wilhelm-Platz wurde umgestaltet (und in Adolf-Hitler-Platz umbenannt). Den Prinzenpark durchschnitt nun eine Autostraße (Hermann-Göring-Allee, heute Ebertallee).
Göring nutzte den Reichsjägerhof allerdings nie als Nachtquartier, auch nicht im Jahr 1938, als er eine große Staatsjagd mit ausländischen Botschaftern in der Buchhorst ausrichten ließ. Göring zog es vor, in seinem Salonwagen der Reichsbahn zu übernachten - zu diesem Zweck wurde eigens ein Gleis vom Braunschweiger Bahnhof zum Reichsjägerhof verlegt.

1955 wurde die Stiftung aufgelöst und ihr Ver-mögen auf die Stadt übertragen. Im Hauptbau des ehemaligen Reichsjägerhofs befindet sich heute eine Einrichtung der Lebenshilfe.

Quelle:
Bein, R.: Zeitzeichen, S. 123 und 132-136;
ders.: Zeitzeugen, Bd. 1, S. 28ff.;
ders.: Erzählzeit.

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