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Errichtung einer Gruft Unter Heinrichs Grabmal wurde nun unter hohem Aufwand eine Gruft aus Granit gebaut. Durch eine Wand von der ursprünglichen Krypta getrennt, war sie über zwei Gänge seitlich einer zum Chor emporführenden Freitreppe erreichbar. Durch Gänge gelangte der Besucher über ein tiefer gelegenes Podest und ein rundbogiges Portal mit martialischem Löwenkopf-Schlussstein von Arno Breker in die eigentliche Gruft. Dort befanden sich im Zentrum unter einer flachen Kuppel und in durch Bernstein gefiltertem Kunstlicht zwei steinerne Sarkophage mit den vermeintlichen sterblichen Überresten Heinrichs und Mathildes. Die beiden Sarkophage wurden so aufgestellt, dass Heinrich links von seiner Frau lag, was angeblich "germanischem", keineswegs aber mittelalterlichem Brauch entsprach. In der Gruft wurden die Besucher auf das angebliche Vermächtnis Heinrichs des Löwen eingeschworen. Die Konfrontation mit einem ‚großen Toten' sollte in ihrer düster-pathetischen Wirkung Ergriffenheit und heroische Empfindungen erzeugen. An den Mauern der Gruft wurde überdies ein sonnenradartig stilisiertes Hakenkreuz angebracht, und in einer Nische wurden Haarlocken des Herzogspaares als profane Reliquien ausgestellt. Das Grabmal aus dem 13. Jahrhundert im Mittelschiff blieb an seinem alten Ort, wurde aber mit einem "Rahmen" aus Granit anstelle der alten Tumba mit dem Schmiedegitter umgeben. Zwischen Dezember 1936 und Frühjahr 1937, als die Beendigung der Arbeiten an der Gruf absehbar wurde, erweiterte man die Projekt der Errichtung einer würdevollen Grabstätte hin zu einer umfassenden Restaurierung und Veränderung des gesamten Kirchengebäudes. Die treibende Kraft war auch hierbei Dietrich Klagges, unterstützt von lokalen Kulturpolitiker wie Emil Herzig, dem Erbauer der Bernhard-Rust-Hochschule. Die neugestaltete Ruhestätte Heinrichs des Löwen rückte nun in den Mittelpunkt eines völlig umgestalteten Sakralbaus. Literatur: |