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Akademie für Jugendführung
Architektur und Baugeschichte
Von den in der Zeit des
Nationalsozialismus entstandenen repräsentativen Bauten stellt die
"Akademie für Jugendführung" den bedeutendsten dar. Um die
Institution nach Braunschweig zu holen, stellte die Stadt der HJ 1935
ein riesiges, unbebautes Parkgelände am Rande des Okertales zur
Verfügung und übernahm auch den größten Teil der
Baukosten. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 24. Januar 1936
statt. Erst danach wurde das Gebäude geplant. Aus einem
beschränkten Wettbewerb, den die HJ 1936 für die Akademie
ausschrieb, ging der Hamburger Architekt Erich zu Putlitz, der bereits
für die Nationalsozialisten die Kongresshalle und das Sportforum
in Rostock sowie die Festhalle für das KdF-Bad auf Rügen
gebaut hatte, als Sieger hervor. Der Bau wurde in den Jahren 1937 bis
1939 realisiert; ursprünglich sollte die Anlage außer dem
Hauptgebäude und den im Winkel liegenden Wohnhäusern, der
Turnhalle und dem Sportplatz zahlreiche Ergänzungsbauten, wie ein
Schwimmbad, eine Reithalle, eine Reitbahn, Tennisplätze, ein
Bootshaus, ein Stadion, einen Schießstand und eine
Schießbahn umfassen. Aufgrund des Kriegsbeginns mussten die
Bauarbeiten jedoch 1939 eingestellt werden.
Merkmale nationalsozialistischer
Architektur und die Formensprache der "Heroischen Moderne"
Nach Hitlers Vorschriften wurde für den Staatsbau des Dritten
Reiches Monumentalität und Klarheit der Grundrisse verlangt. Die
nationalsozialistische Architektur hatte ordnungspolitische Aufgaben,
sie sollte das Führerprinzip und die nationalsozialistische
Autorität veranschaulichen. Dabei war die architektonische Ordnung
des Nationalsozialismus eine soldatische, entsprungen aus der Angst vor
dem Chaos und der Abwehr der Vielfalt des Lebens.
Der dominante Haupttrakt des Braunschweiger Gebäudes, umrahmt von
zwei symmetrischen Flügelbauten, ist geprägt von fünf
wandhohen, gleichförmig rechteckigen Öffnungen, die das
beherrschende Motiv der Fassade sind und hinter denen eine offene
"Ehrenhalle" liegt, die quasi das Zentrum des gesamten Baues bildet.
Der Heroismus nationalsozialistischen Gefolgschaftsdenkens sollte durch
zwei Bronzefiguren riesigen Ausmaßes hervorgehoben werden, die
auf dem Dach des Hauptgebäudes platziert werden sollten, jedoch
nie zur Aufstellung kamen. Dem gleichen Zweck dienten die bis heute
erhaltenen Relieffiguren in der "Ehrenhalle", über den beiden
Eingangsportalen zu den im Norden und Süden anschließenden
Gebäudetrakten, die "Ehre" und "Treue" der deutschen Jugend
symbolisierten.
Säulen, Pilaster, Kapitelle und Gebälk des Gebäudes
stellten modernisierende, zugleich klassische Bedeutungen
konservierende Reduzierungen dar, die die Architektur der "Heroischen
Moderne" des Jahrzehnts nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt hatte. Der
Architekt von Putlitz formulierte in diesem Sinne kein neues
nationalsozialistisches Vokabular für das Gebäude der
Akademie, sondern setzte für seinen Bau Elemente der vorhandenen
Formensprache ein und präsentierte die Vorstellung einer strengen
Ordnung, die Vergangenes in die Moderne integriert.
Quellen:
Bojahr, Petra: Erich zu Putlitz. Leben und Werk
1892-1945. Untersuchungen zur Monumentalarchitektur. Mit Beiträgen
von Hartmut Frank und Peter Tack. Hamburg 1987 (= Schriftenreihe des
Hamburgischen Literaturarchivs).
Bültemann, Manfred: Architektur für das
Dritte Reich. Die Akademie für Deutsche Jugendführung in
Braunschweig. Berlin 1986.
Fassbinder, Horant: In Gegenwart der "Unsterblichen
Gefolgschaft". Drei Braunschweiger Beispiele repräsentativer
nationalsozialistischer Architektur, in: Deutsche Kunst 1933-1945 in
Braunschweig - Kunst im Nationalsozialismus, Hildesheim/Zürich/New
York 2000, S. 179 -189.
Schultz, Jürgen: Die Akademie für
Jugendführung der Hitlerjugend in Braunschweig. Braunschweig 1978.
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