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und Vernichtung in Braunschweig
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Ferdinandstraße 9 Das Haus Ferdinandstraße 9 wurde 1876 erbaut. 1927 wurde es von Dr. med. Alfred Katzenstein als Praxis und Wohnung erworben. Katzenstein war ehemaliger Frontkämpfer und glaubte als deutscher Patriot bis 1938 nicht daran, dass die Nationalsozialisten ihn einmal verfolgen würden. 1938 wurde er in das KZ Buchenwald gebracht, wo er die Verpflichtung unterschrieb, sofort nach seiner Freilassung auszuwandern. 1939 emigrierte er mit seiner Familie in die USA. Das Haus Ferdinandstaße 9 war weiterhin in seinem Besitz. 1942 wird Alfred Katzenstein noch als Hausbesitzer im Adressbuch aufgeführt. Bis dahin wohnen im Erdgeschoss des Hauses auch noch christliche Familien ("Deutsche"). Wer allerdings Beamter war oder werden wollte, dem wurde nahegelegt umzuziehen. 1942 lebten im 1. und 2. Stockwerk nur noch Juden: Sidonie Cohn, Selma Falkenstein, Martha Blank, Franziska Deppe, Rosa Falk, Anna Weil, Käte Ziegelstein, Moses Seckels und die Schwestern Amalie und Luise Baron. Fast alle waren älter als 70 Jahre alt, als sie 1942/43 nach Theresienstadt deportiert wurden. Überlebt hat niemand. Amalie und Luise
Baron In der Pogromnacht im November 1938 wurde das Lokal der Schwestern von SS- Männern zerstört. Als Amalie Baron versuchte einzugreifen, wurde sie zusammengeschlagen und dabei so schwer verletzt, dass ihr ein Arm amputiert werden musste. Im Nachbarhaus wurde eine Fensterscheibe zerstört, worauf der Eigentümer Antrag auf Schadensersatz stellte. Nach der Pogromnacht, am 10. November 1938, meldete die Familie Baron ihr Gewerbe ab und lebte seitdem von der Unterstützung durch andere jüdische Familien. Wegen Mittellosigkeit mussten Amalie und Luise Baron in das Judenhaus Ferdinandstraße 9 ziehen. Am 31. März 1942 wurden die Schwestern nach Warschau deportiert. Sie starben im Warschauer Ghetto oder in einem KZ. Amalie und Luise Baron wurden für tot erklärt. Offizielles Todesdatum: 8. Mai 1945. |