Haus Ferdinandstraße 9

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Entstehung der "Judenhäuser"

Bereits kurz nach dem Novemberpogrom (9./ 10. 11. 1938) sprach sich Hermann Göring für eine Zusammenlegung der Juden in einzelne Häuser (d.h. für eine Ghettoisierung ohne Ghetto ) aus. Am 30. 04. 1939 trat dann das "Gesetz für Mietverhältnisse mit Juden" in Kraft: "Die Gemeindebehörde kann Anordnungen über die Anmeldung von Räumen erlassen, die an Juden vermietet sind oder die für die Unterbringung von Juden nach den Vorschriften dieses Gesetzes in Anspruch genommen werden können."(1) Mit diesem Gesetz verloren die Juden den gesetzlichen Mieterschutz, und es bot den Gemeindeverwaltungen die Möglichkeit, in jüdische Wohnungen weitere Mieter oder Untermieter einzuweisen. In Braunschweig mussten die bis 1939 noch in der Stadt lebenden Juden auf Verlangen der Stadt oder der Vermieter in "Judenhäuser" ziehen. Das waren in Braunschweig Häuser, deren Kauf die Stadt, das Land oder das Reich von jüdischen Eigentümern erpresste, um bequem und billig Häuser für einen Tausch im Bereich des geplanten neuen Hauptbahnhofs zu haben, wo Häuser für den Bahnhof und eine Verkehrsstraße abgerissen werden mussten.

Quelle:
Bein
, Reinhard: Zeitzeugen aus Stein, Bd. 2: Braunscwheig und seine , S. 59

 

Adressen und Eigentümer/ Mieter der "Judenhäuser" in Braunschweig

Ferdinandstraße 9: Dr. Alfred Katzenstein, 1939 emigriert in die USA

Meinhardshof 3: Kaufmann Isidor Kohn, 1933 emigriert nach Palästina, Frau Kohn führte bis 1939 das Geschäft

Neuer Weg 9: Kaufmann Abraham Schipper, 1939 emigriert nach Belgien, 1942 in Auschwitz ermordet

Hennebergstraße 7: Fahrradhändler Iwan Ries, 1939 nach England, dann in die USA emigriert

Höhe 3: Else Cohn, Inhaberin eines Wollwarengeschäftes, 1939 emigriert nach England

Hagenbrücke 6/7: Betty Moise, Inhaberin eines Textilgeschäftes, 1939 nach England ausgewandert

Am Gaußberg 2: Keine näheren Angaben

Quelle: Bein, Juden, S. 166