Hans-Porner-Str. 20 heute: Das Gebäude, in dem die Frauen des KZ-Außenkommandos untergebracht waren.

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KZ-Außenlager SS-Reitschule

KZ-Außenlager SS-Reitschule

Überblick

Zur Geschichte des KZ-Außenlagers in der SS-Reitschule ist bisher wenig bekannt. Es werden derzeit Forschungen unternommen, deren Ergebnisse noch nicht vorliegen, jedoch voraussichtlich im Jahr 2002 veröffentlicht werden. Die folgende Darstellung ist daher nur als vorläufige anzusehen:

Im Zeitraum von ca. Mitte Oktober/Ende November 1944 bis ca. 20. Februar 1945 existierte in der
Schefflerstraße 2/Ecke Hans-Porner Straße 20 ein Außenkommando des KZ-Neuengamme. Nach bisherigen Erkenntnissen waren dort ca. 300 bis 350 Frauen - Jüdinnen aus Ungarn, Jugoslawien, Rumänien, Frankreich und der Tschechoslowakei sowie ca. 20 Zeuginnen Jehovas - untergebracht. Sie wurden vermutlich aus dem KZ Bergen-Belsen in dieses Lager in Braunschweig verlegt; für einige der Häftlinge war es nur eine Durchgangsstation. Untergebracht waren die Frauen in einem Teil der Stallungen und der Reithalle auf dem Gelände der SS-Reitschule, die von der Braunschweigischen Landesregierung im Zusammenhang mit dem Ausbau des Schlosses zur SS-Junkerschule geplant und 1938 nach Zustimmung durch die Reichsführung SS errichtet worden war.

Im Februar 1945 wurden die noch in Braunschweig verbliebenen Frauen in andere Lager weitertransportiert. Die Spuren des KZ-Außenlagers in der SS-Reitschule waren schon im Sommer 1945 verwischt.

Lebensumstände im Lager

Die Lebensbedingungen der Frauen in diesem Lager waren sehr schlecht, Ernährung, ärztliche Versorgung und sanitäre Zustände völlig unzureichend. Die Frauen erhielten im Zeitraum von Mitte Dezember 1944 bis Mitte Februar 1945 nur zweimal die Gelegenheit, sich mit warmem Wasser zu duschen. Vereinzelt ließen Braunschweiger Bürger den Häftlingen Nahrungsmittel zukommen. Die Bewachung der Frauen erfolgte duch Zivilpersonen und weibliche Mitglieder der SS. Eingesetzt wurden die Häftlinge bei der Trümmerbeseitigung in der Braunschweiger Innenstadt.

17 Todesfälle im KZ-Außenlager in der SS-Reitschule sind belegt. Die Zahl der Überlebenden ist unbekannt.

In einem Zeitungsbericht der Salzgitter Zeitung vom 9. April 1998 wird ebenfalls über dieses Lager berichtet.


Quellen:
Karl Liedke
: Obóz koncentracyjny SS-Reitschule w Braunschweig w latach 1944-1945 ("Das KZ-Außenlager SS-Reitschule in Braunschweig 1944-45"). In: Acta Universitatis Wratislaviensis. No 2387. Studia nad Faszyzmem i Zbrodniami Hitlerowskimi XXV, Wroclaw 2002 (erscheint auf Deutsch voraussichtlich 2002/3)
Mike Wasner: Das KZ-Außenkommando SS-Reitschule. In: Vernetztes Gedächtnis. Erscheint voraussichtlich 2002.
Bernhild Vögel: " und in Braunschweig?" Braunschweig 1994.