Besenmännchen
Symbol der
Altstadtsanierung
Altstadtsanierung Ideologischer
Hintergrund
Pläne und Umsetzung Muster- und Gemeinschafts-
siedlungen


Q: F. Hermann Flesche: Sanierung der Altstadt in Braunschweig, in: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jg. 1934, H. 4, S. 80.
Luftaufnahme vor der Sanierung

Q: Blume, Nationalsozialistischer Siedlungsbau, Abb. 16, o.S.
Blick in einen Innenhof nach der Sanierung

 


Altstadtsanierung

Von 1933 bis 1938 wurden in der Braunschweiger Altstadt laut Verwaltungsberichten der Stadt Braunschweig 236 Grundstücke mit 1.365 Wohnungen saniert. Nicht nur der hygienischen und gesundheitlichen Verbesserung sollte die Instandsetzung dienen. Dahinter versteckten sich soziale und staatspolitische Gründe im Sinne der nationalsozialistischen Volksgemeinschafts- und Rassenideologie. Diese spiegelt sich im Symbol der Altstadtsanierung, dem Besenmännchen, wider.
1932 entwarf der TH-Professor Herman Flesche für die Braunschweiger Altstadt ein Programm, dem ein Modernisierungs- und Entkernungskonzept im Gegensatz zur Flächensanierung zugrunde lag. Mit einem Musterblock am Wollmarkt begann das Vorhaben im Dezember 1933. Im Hochbauamt wurde extra hierfür eine neue Abteilung gegründet, deren Ehrenvorsitz Flesche innehatte. Im ersten Bauabschnitt bis 1937 liefen die Instandsetzungsarbeiten zügig von statten. Aber ab 1938, als die Kriegsrüstung auf Hochtouren lief, kam der zweite Teil der Altstadtsanierung zum Erliegen. Die nur mühsam erfolgende Wohnungsersatzbeschaffung kollidierte mit dem immensen Zuzug von Arbeitskräften.
Die Braunschweiger Altstadtsanierung war der erste Versuch in Deutschland, mittelalterliche Bausubstanz durch Erneuerung zu bewahren. Zudem stellte sie vom Umfang her die größte Instandsetzungsmaßnahme dar. Hier zeigte sich am deutlichsten die Verknüpfung von Altstadtsanierung und Kleinsiedlungsbau als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. In der Reichsausstellung von 1937 „Gebt mir vier Jahre Zeit“ in Berlin präsentierten die Braunschweiger die Ergebnisse ihrer Umwandlung. Entsprechend ihrer Außergewöhnlichkeit erregte die Sanierung Aufmerksamkeit über die Stadtgrenzen hinaus.