Karlstraße
25
Auguste Imlau - ein Einzelschicksal
geb: 23.01.1876 in Joachimsthal
gest: 04.11.1960 in Braunschweig
Auguste Imlau stand
seit 1922 zu den Bibelforschern,
den heutigen Zeugen Jehovas, in Kontakt, die von den Nationalsozialisten
verboten und verfolgt worden sind.
1926 ließ sie sich in Hildesheim taufen und lebte zur Zeit des
Nationalsozialismus in Braunschweig in der Karlstraße 25.
Bereits 1934 wurde Auguste erstmals wegen der Aufrechterhaltung und
Fortsetzung einer verbotenen Organisation zu zwei Monaten Gefängnis
verurteilt. Es folgten weitere Verhaftungen. 1937 kam Auguste für
zehn Monate in sogenannte Schutzhaft und 1938 wurde sie erneut wegen
ihres Einsatzes für die IBV (Internationale Bibelforscher Vereinigung)
vorgeladen und acht Monate
inhaftiert.
Ende November 1938 überführte die Kripo Auguste in die Landes-,
Heil-und Pflegeanstalt, in der sie auf eine mögliche "krankhafte
Störung der Geistestätigkeit" untersucht wurde, die der
Anstaltsarzt jedoch nicht bescheinigen konnte. Er diagnostizierte aber
eine "Geistesschwäche, die die Fähigkeit zur Einsicht
in das Unerlaubte ihres Tuns erheblich vermindere".
Das Sondergericht in Braunschweig
verurteilte Auguste im Februar 1939 trotzdem zu einer Haft von einem
Jahr. Sobald dieses herum war, folgte eine weitere Schutzhaft mit der
Begründung, sie gefährde durch ihr Verhalten den Bestand und
die Sicherheit des Volkes. Daraufhin wurde sie in das KZ
Ravensbrück eingeliefert, aus dem sie am 30.04.1945 von den
Truppen der Roten Armee befreit wurde.
Nach Kriegsende kehrte sie nach Braunschweig und bekam 1950 für
89 Monate Freiheitsentzug
Haftentschädigung. 1954 wurde ihr "verfolgungsbedingtes
Leiden" von der Entschädigungsbehörde als "Allgemeinschädigung"
eingeordnet und ihr wurde eine monatliche Rente von 250,-DM zugesprochen.
Weiter Ansprüche zur Entschädigung des Schadens an Körper
und Gesundheit wurden abgelehnt.
Auguste Imlau starb 1960 im Alter von 84 Jahren.
"Ich muss noch
bemerken, dass ich bis zu meinem Tode treu zu Jehova und seinem Wort,
der Bibel, stehen werde. Davon kann mich keine Macht der Erde abbringen."
Dies ist eine Bemerkung
aus einem Vernehmungsprotokoll
aus dem Jahr 1938, als sie erneut und auch nicht das letzte Mal wegen
ihres Glaubens verhaftet wurde.
Quelle:
Offenes Archiv