Veltenhof
Die Verfolgung der Sinti und Roma
im Überblick
   

Zeitleiste

1933

 

Die Ausstellung des Wandergewerbescheins wird zunehmend verweigert.

1935

 

Sinti und Roma werden in das Erbgesundheitsgesetz, die Nürnberger Rassegesetze, das Reichsbürgergesetz und das Blutschutzgesetz mit einbezogen, voher galten diese Gesetze nur für Juden in Deutschland. Durch das Reichsbürgergesetz wird den in Deutschland lebenden Sinti und Roma die deutsche Staatzugehörigkeit aberkannt.

1936
 

Beim Reichsgesundheitsamt in Berlin wird die "Rassenhygienische und Bevölkerungsbiologische Forschungsstelle"gegründet. Robert Ritter, der Leiter der "Rassenhygienischen Forschungsstelle" entwickelte verschiedene Theorien über "Asozialität und Minderwertigkeit von Zigeunermischlingen". Nach Ritter fielen über 90% der in Deutschland und Österreich lebenden Roma und Sinti unter seine Definition der "Mischlingspopulation". Um ein Wachstum dieser Population zu verhindern, forderte Ritter, die vorhandenen "Mischlinge zu sterilisieren und eine weitere Vermischung zu vermeiden. Die Forschungsstelle arbeitete mit der Polizei zusammen, da dies eine lückenlose Registrierung der Sinti und Roma und anschließend ihre Einteilung in verschiedene Mischungsgrade möglich machte.

Mai 1936
 

Kurz vor der Olympiade in der Reichshauptstadt Berlin das Zigeunerlager in Marzahn aufgebaut.

    Q: Djuric, Ohne Heim, o.S., Bild 15.
1936
 

Erste Einweisungen von Sinti in Konzentrationslager. Mehrere hundert Sinti-Männer werden zum Aufbau des Lagers Dachau in Haft genommen.

Dezember 1938
 

Der Runderlass zur "Bekämpfung der Zigeunerplage"von Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, ist das erste direkt gegen Sinti und Roma gerichtete Gesetz.

1938
 

Weitere Sinti-Männer werden in einer "Aktion gegen Asoziale" verhaftet und nach Buchenwald und Sachsenhausen gebracht.

1939
 

Ungefähr 3000 Österreichische Sinti und Roma werden nach dem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich nach Ravensbrück und Dachau deportiert.

Oktober 1939
 

Befehl der endgültigen Festsetzung aller im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma. Dieser Befehl hatte zur Folge, das auch die letzten reisenden Sinti und Roma ihr Reisegewerbe aufgeben mußten und alle mit festen Wohnsitz diesen nur noch mit polizeilicher Erlaubnis verlassen durften.

Mai 1940
 

Erste groß angelegte Deportation deutscher Sinti.

November 1941
 

Weitere größere Deportationen

Juli 1942
 

Die deutschen Sinti werden von der Wehrmacht ausgeschlossen, zu deren Verstärkung sie bisher noch zugelassen waren.

Dezember 1942
 

Heinrich Himmler befiehlt die endgültige Deportation der Sinti und Roma nach Ausschwitz-Birkenau.

Januar 1943
 

Die Einziehung des Vermögens der deutschen Sinti wird vorbereitet. Nach der Deportation wird jeglicher Besitz der Sinti von der Polizei in Beschlag genommen. Von der geringen Anzahl der Überlebenden hat fast keiner seinen oder den Besitz seiner Verwandten wiederbekommen.

März 1943
 

Die vollständige Deportation der Sinti und Roma sollte in diesem Monat abgeschlossen werden. In dem Transport der am 3. März 1943 in Birkenau ankommt sind unter Sinti und Roma aus Minden und Hannover auch Sinti aus Braunschweig-Veltenhof abtransportiert worden.

Ende 1943
 

Seit Ende 1943 gab es Transporte von Sinti-Häftlingen aus Birkenau in andere Konzentrationslager. Ziel der Transporte war Natzweiler im Elsaß, wo ein Teil der Sinti-Männer für medizinische Versuche mit Typhuserregern mißbraucht wurde. Auch aus diesen Transporten wurden menschen bei medizinischen Versuchen gequält, verstümmelt und ermordet, so bei Fleckfieberexperimenten in Buchenwald und Senfgasversuchen in Sachsenhausen. In Dachau wurden für Versuche zur Trinkbarmachung von Meerwasser ausschließlich Sinti und Roma herangezogen.

2./ 3. August 1943
 

In der Nacht vom 2. auf den 3. August wurde im "Zigeunerlager" Birkenau Blocksperre verhängt,d.h. kein Häftling durfte die Baracke verlassen.Unzählige wurden erschossen, erschlagen, oder im Gas ermordet und neben dem Krematorium in einer ausgehobenen Erdkuhle verbrannt.

Anfang 1945
 

An über 120 Sinti-Frauen und -Mädchen im Konzentrationslager Ravensbrück wurden zwangssterilisiert. Dieser Eingriff fand unter medizinisch unhaltbaren und grausamsten Bedingungen.

Das Kriegsende und die Befreiung erlebte nur ein kleiner Teil der Sinti und Roma. Für viele von ihnen war die jahrelange Haft zu gravierend;sie starben kurze Zeit nach ihrer Befreiung an den Folgen des Hungers und der Krankheiten im Lager.

    Quelle:
Djuric, R.; Becken, J.; Bengsch, A.B.: Ohne Heim - ohne Grab. Die Geschichte der Sinti und Roma. Aufbau-Verlag, Berlin 1996

Hein, C.M.; Krokowski, H.:"Es war unmenschenmöglich".Sinti aus Niedersachsen erzählen - Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus und Diskriminierung bis heute. Hrsg. vom Niedersächsischen Verband Deutscher Sinti e.V., Hannover 1995