Die Sinti und Roma in Braunschweig-Veltenhof
Interview mit Elvira R.

"Bekämpfung der Zigeunerplage"

Die "Zigeunerklasse" der Schule Veltenhof
 


Originaldokument:

Brief des Braunschweiger Ministers des Innern an den Polizeipräsident und den Oberbürgermatr. der Stadt Braunschweig vom 5. Juli 1939 zur "Bekämpfung der Zigeunerplage"

Q: Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel 12 Neu 13 Nr. 15641 (Akte Zigeunerunwesen)

Abschrift des Originals:
Der Hr.Min.Innern

Braunschweig, den 5. Juli 1939

J III 1337_1/39

Betr.: Bekämpfung der Zigeunerplage.

I. An

a) den Herrn Polizeipräsidenten
b) den Herrn Obürgermatr. d. Stadt Br.

1. Aus gegebener Veranlassung habe ich den Lagerplatz für Zigeuner in dem Stadtteil Braunschweig Veltenhof besichtigt, um mich von den zweckmäßigen Unter? Der Zigeuner überzeugt. Bei dieser Gelegenheit habe ich jedoch festgestellt, dass auf einem dem Landwirt Pickert in Rühme gehörigen ?, der den neu errichteten Lehrlingswerkhütten der Volkswagenwerke gegenüberliegt, noch Zigeuner in Schrebergartenbuden hausen. Zwei Buden, in denen etwa 20 Personen wohnen, fallen ganz besonders unangenehm auf. Mit Rücksicht darauf, dass führende Männer von Partei Staat, auch Ausländer die Neubauten besichtigen, halte ich es für dringend erforderlich, dass alle in der Nähe der Volkswagenwerke befindlichen Zigeuner mit der größten Beschleunigung entfernt und auf den Zigeunerplatz in Veltenhof untergebracht werden. Wenn die Zigeuner keine Wohnwagen besitzen, dann muss für andere Unterbringungsmöglichkeit gesorgt werden. Die vorgefundenen Zustände erfordern dringend Abhilfe. Es muss überhaupt erreicht werden, dass (?) in der Stadt Braunschweig nur an einer Stelle, nämlich auf dem Lagerplatz in dem Stadtteil Braunschweig - Veltenhof, Zigeuner wohnen.

2. In einer Sandgrube im Gemeindegebiet Waggum halten sich seit längerer Zeit in 4 Wohnwagen 32 Zigeuner (20 Erwachsene und 12 Kinder) auf. Die Männer sind in Braunschweig beschäftigt. Die Zigeuner benutzen, um an ihre Arbeitsstätte zu gelangen, um ihre Einkäufe in der Stadt Braunschweig zu tätigen und auch zu anderen Zwecken die zum Flughafen führende Autobuslinie. Nach Angabe der Flughafengesellschaft haben des öfteren Fluggäste, die ebenfalls den Autobus benutzten, hieran Anstoss genommen. Erst kürzlich ist von der Flughafengesellschaft wieder darüber Klage geführt worden, dass sich die Zigeuner vor dem Empfangsgebäude des Flugplatzes herumtreiben, wenn sie auf den Omnibus warten, und die Treppe zum Empfangsgebäude als Sitzgelegenheit benutzen. Zur Beseitigung dieser Übelstände halte ich es für zweckmässig, dass diese 32 Zigeuner mit ihren 4 Wohnwagen ebenfalls auf dem Lagerplatze in Veltenhof untergebracht werden.

Ich ersuche, zu 1) und 2) bis zum 20. Juli 1939 Stellung zu nehmen. ( ... )