Berichte von Krystyna D.

Krystina D., geb. Dulas, wurde 1925 in Kalisz geboren. Sie kam 1940 nach Deutschland. Sie arbeitete während ihrer Zeit in Braunschweig in der Konservenfabrik C.H. Daubert.


Betrunkene Lagerführerin

"Zuerst wohnten wir in einer Baracke in Gliesmarode, dann (als die Baracke während eines Luftangriffs verbrannte) - vorübergehend im Lager Schützenplatz. Dies war eine Hölle für uns: Es war voller Ungeziefer und schmutzig. Die Lagerführerin war ständig betrunken, beschimpfte uns, in der Nacht ordnete sie Apelle an oder zwang uns, unsere Räume sauber zu machen."


Q: Krystyna Duczmanska, geb. Dulas. Aus: Liedke, Gesichter der Zwangsarbeit, S. 83.
Bescheiningung über die Urlaubsverlängerung um zwei Wochen
aufgrund des Todes ihres Vaters, August 1944

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Arbeit in der Konservenfabrik


"Zunächst war ich mit dem Sortieren von Gemüse beschäftigt. Ich war damals 15 Jahre alt, hatte keine Erfahrung in dieser Arbeit und arbeitete wahrscheinlich nicht genau und schnell genug. Der Meister merkte das, kam zu mir und schlug mich ins Gesicht. Dabei sprach er etwas, aber ich verstand ihn nicht. Die zusammen mit mir arbeitenden Arbeiterinnen waren empört, sie trösteten mich. Allerdings war diese Ohrfeige die erste und letzte. Der Meister lernte uns kennen, sprach uns mit Vornamen an und behandelte uns menschlich...
Die meisten in der Fabrik beschäftigten deutschen Arbeiterinnen verhielten sich uns gegenüber freundlich. Einige brachten uns etwas zum Frühstück. Ab und zu bekam ich von meiner Familie ein Päckchen mit Brot und selbstgemachter Wurst. Dann gab ich den befreundeten deutschen Frauen etwas davon..."

Q: Krystyna Duczmanska. Aus: Liedke, Gesichter der Zwangsarbeit, S. 113.

Polnische Arbeiterinnen während einer Mittagspause
auf dem Hof der Fa. C.H: Daubert, ca. 1942.

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Freizeit

"(Es war) in der Saison nicht vorstellbar (...), spazieren zu gehen. Nur die Arbeit und Träume von Erholung. Aber nach der Saison hatten wir Zeit für uns. Wir schrieben Briefe nach Hause, gingen oft ins Kino (selbstverständlich illegal) und fuhren - mit Passierscheinen - nach Watenstedt, wo viele von unseren Bekannten arbeiteten und wohnten. Am Stadtrand gab es für uns bestimmte Plätze, wohin wir spazierengehen durften. Die Warnschilder für Polen verboten uns weiterzugehen."

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Das Entbindungsheim Broitzemer Straße 200

"Eine Frau aus unserer Gruppe hatte dort ihr Kind geboren. Wir haben sie besucht, sie hat uns gebeten, ihr beim Wegschaffen des Kindes aus dem Entbindungsheim zu helfen. Sie wußte, daß die Kinder dort starben. Eines Tages sind zwei mutige Mädchen dorthin gegangen. Während eine von ihnen zusammen mit der Mutter des Kindes die Formalitäten erledigte, nahm das andere das Kind heimlich mit und brachte es in unserer Baracke. Das Kind wohnte zusammen mit uns. Der Inhaber, Herr Daubert, wußte davon nichts, der Meister wußte es, er 'wollte aber nichts wissen'. Auch die deutschen Arbeiterinnen wußten davon, aber sie schwiegen solidarisch...Das Kind und seine Mutter haben den Krieg überlebt und sind nach Polen zurückgekehrt."

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Quelle: Liedke, Karl: Gesichter der Zwangsarbeit. Polen in Braunschweig 1939-1945. Braunschweig 2. Aufl. 1997.