Gestapo-Zentrale

Zur Geschichte der Gestapo


Die Geheime Staatspolizei, abgekürzt Gestapo, war die politische Polizei der Nationalsozialisten. Als zentrales Unterdrückungsinstrument der NS-Herrschaft war sie verantwortlich für den organisierten Terror im Deutschen Reich und in den während des Zweiten Weltkriegs von Deutschland besetzten Gebieten.

Die Schaffung einer schlagkräftigen politischen Polizei war eines der ersten Ziele des NS-Staates. Die Gestapo wurde in Preußen bereits 1933 auf Veranlassung von Hermann Göring gegründet, aus der übrigen Ministerialverwaltung vollständig herausgelöst und mit weitgehenden Kompetenzen ausgestattet. Sitz des Geheimen Staatspolizeiamtes war die berüchtigte Terrorzentrale in der Prinz-Albrecht-Straße 8 in Berlin.

Die Leitung der politischen Polizei war in den ersten Monaten des NS-Regimes noch Sache der Länder. Von Ende 1933 bis Mitte 1934 gelang es jedoch Heinrich Himmler, seit 1929 Reichsführer der SS, in allen deutschen Ländern Chef der dortigen politischen Polizeien zu werden. Im Land Braunschweig geschah dies durch das “Gesetz über die Braunschweigische Politische Polizei“ vom 17. April 1934, nachdem Himmler bereits Ende Januar 1934 von Ministerpräsident Dietrich Klagges zum Kommandeur der politischen Polizei ernannt worden war.

In Preußen wurde Himmler schließlich ebenfalls im April 1934 von Göring zum Inspekteur der Geheimen Staatspolizei ernannt. Damit war der weiteren Entstaatlichung der Gestapo und ihrer Verschmelzung mit der immer mächtiger werdenden SS der Weg geebnet. Die Ernennung Himmlers zum Chef der (gesamten) Deutschen Polizei durch Hitler im Juni 1936 schrieb nur noch seine bereits bestehende Herrschaft über die Gestapo auf Reichsebene fest, und in der Realität gab es keinerlei Trennung zwischen Himmlers Eigenschaften als “Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei“. Noch 1936 wurden Gestapo und Kriminalpolizei als Sicherheitspolizei (Sipo) zusammengefaßt und 1939 schließlich mit dem Sicherheitsdienst (SD), dem Nachrichtendienst der SS, im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) vereinigt, beides unter der Leitung von Reinhard Heydrich. In der Prinz-Albrecht-Straße liefen somit alle Fäden des NS-Unterdrückungsapparates zusammen.

Die Gestapo hatte die Aufgabe, Gegner der NS-Herrschaft zu verfolgen, zu unterdrücken und ggf. zu vernichten. Dabei expandierte sie personell und finanziell rasch: Zählte sie 1933 noch 1300 Mitarbeiter, waren es 1937 bereits 7000. Genaue Zahlen für die Zeit des Weltkriegs fehlen, klar ist aber, daß die Gestapo trotz relativ geringer Personalstärke von unzähligen Denunzianten unterstützt wurde und insgesamt einen höchst effektiven Terrorapparat unterhielt. In der Wahl der Mittel waren der Gestapo dabei keine Grenzen gesetzt: Infolge der Reichstagsbrand-Verordnung vom 28. Februar 1933, mit der die Grund- und Freiheitsrechte außer Kraft gesetzt worden waren, hatte sie das Recht, ohne Beteiligung der Justiz Durchsuchungen und Verhaftungen durchzuführen und Personen zur “Schutzhaft“ in Konzentrationslager zu schicken, sie zu foltern und zu töten.

Während des Weltkriegs verstärkte die Gestapo ihren Terror noch, vor allem in den besetzten Gebieten. Dorthin folgten der Wehrmacht zusammen mit der SS auch viele Gestapo-Beamte. Die SS- und Polizei-Einsatzgruppen organisierten die Verschleppung der europäischen Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager und ermordeten selbst Millionen von Menschen.

In den Nürnberger Prozessen wurde die Gestapo 1946 zu einer verbrecherischen Organisation erklärt.

 

Quelle
Buchheim, Hans:
Die SS - das Herrschaftsinstrument, in: ders., Martin Broszat et al.: Anatomie des SS-Staates, München 1967, S. 15-212.
Gellately, Robert: Die Gestapo und die deutsche Gesellschaft. Die Durchsetzung der Rassenpolitik 1933-1945, Paderborn u.a. 1994.
Heuer, Hans-Joachim: Geheime Staatspolizei. Über das Töten und die Tendenzen der Entzivilisierung, Berlin u.a. 1995.
Paul, Gerhard: Die Gestapo im Zweiten Weltkrieg. “Heimatfront“ und besetztes Europa, Darmstadt 2000.
Ders. u. Klaus-Michael Mallmann: Die Gestapo. Mythos und Realität, 1., veränd. Neuaufl., Darmstadt 2003.
Rürup, Reinhard (Hrsg.): Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt auf dem “Prinz-Albrecht-Gelände“. Eine Dokumentation, 4., verb. Aufl., Berlin 1988.