Die Gedenkstätte an der Schillstraße als "zentraler Ort": Das Gedenkstättenkonzept der Stadt Braunschweig

Der Impuls des von Sigrid Sigurdsson durchgeführten Projektes "Braunschweig - Eine Stadt in Deutschland erinnert sich" und die Entscheidung der Stadt, sich dieser Thematik zukünftig verstärkt zu widmen, wurden in der Entwicklung eines "Konzeptes zur Planung, Errichtung und Gestaltung städtischer Erinnerungsstätten zur nationalsozialistischen Gewaltherrschaft (kurz: Gedenkstättenkonzept)" aufgegriffen und umgesetzt.

Die Idee, die Erinnerung an die nationalsozialistische Vergangenheit als offenen Prozess anzusehen und die bisherige isolierte Setzung einzelner Mahnmale durch einen gesamtstädtischen Dialog über die Geschichte zu erweitern, bildet den Kern des "Gedenkstättenkonzeptes". Formuliert wurde dies in der Vorstellung eines "Vernetzten Gedächtnisses": Orte und Menschen, Geschichten und Erinnerungen werden in ein lebendiges Netzwerk eingebunden, damit ein offener Dialog über die Vergangenheit entstehen kann. Die historischen Orte bilden innerhalb dieses Netzes Knotenpunkte, an denen die Erinnerung aktiviert werden kann.

Die Gedenkstätte in der Schillstraße hat als Zentrum dieses Erinnerungsnetzwerkes, als Anlaufstelle und Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Geschichte, eine besondere Bedeutung.

Der konzeptionelle Hintergrund

Das "Gedenkstättenkonzept" wurde in den Jahren 1998 bis 2000 von einer Expertengruppe unter Federführung der Stadtverwaltung entwickelt. In einem mehrjährigen Diskussionsprozess wurden Leitgedanken und Anregungen für die Gestaltung von Erinnerungsorten und die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Braunschweig formuliert. Das Konzept und dessen Verwirklichung sind als Beitrag zu einer gesamtstädtischen Gedächtniskultur zu verstehen. Im Februar 2001 hat der Rat der Stadt diesem Konzept zugestimmt.
Das "Gedenkstättenkonzept" geht davon aus, dass sich historische Zeiten im Stadtraum an einzelnen Orten festmachen lassen und dass an historisch bedeutsamen Orten Wissen über die Vergangenheit vermittelt werden kann. Hierzu müssen die historischen Zusammenhänge, in denen diese Orte stehen, entdeckt und "freigelegt", gekennzeichnet und erläutert werden. Als Grundlage für die weitere Gestaltung der Erinnerungskultur erstellte die Arbeitsgruppe für das "Gedenkstättenkonzept" daher eine umfangreiche topografische Bestandsaufnahme wichtiger Orte der Erinnerung. Diese führt die Durchdringung und Inbesitznahme der Stadt durch das nationalsozialistische System vor Augen. Gerade in der durch die frühe - bereits 1930 beginnende - nationalsozialistische Regierungsbeteiligung geprägten Region und Stadt Braunschweig erzählt eine Vielzahl von (steinernen) Zeugen und Zeitzeichen von der Vergangenheit. Das Konzept umfasst weiterhin eine umfangreiche Bibliographie zur Geschichte des Nationalsozialismus, Bildmaterial zu einzelnen Orten der Erinnerung, Vorschläge für zukünftige Forschungsarbeiten und Projekte sowie einen Überblick über die Formen der Gedenkkultur in Braunschweig seit 1945.


Das Konzept sowie Informationen zu einzelnen Projekten sind erhältlich bei der

Stadt Braunschweig
Fachbereich Kultur
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