Wilhelm Dohme, Heinrich der Löwe und Barbarossa, um 1938
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Bilder-Zyklus aus acht Sgraffiti Der junge, unbekannte Berliner Wandmaler Wilhelm Dohme erhielt im Dezember 1937 den Auftrag zur Ausmalung des Doms in Sgraffito-Technik. Bereits im August 1938 waren zwei der insgesamt acht von Dohme erstellten Sgraffiti fertiggestellt, anschließend stockte die Arbeit jedoch zeitweise, da es im braunschweigischen Staatsministerium Bedenken gegen diese Form der Inbesitznahme des Kirchengebäudes gab. Mit den acht monumentalen, ideologisch aufgeladenen Bildern von Dohme erreichte der Prozess ästhetischer Umwandlung und funktionaler Neubestimmung des Braunschweiger Domes in den Jahren 1937 bis 1940 seinen Höhepunkt. Über die Bedeutung als Wallfahrtsstätte hinaus erhielt der Dom nun die Ästhetik eines "Staatsdomes". Die hier dargestellten Abbildungen des Bilder-Zyklus
sind Fragmente der erhaltenen Reproduktionen, Photos oder Entwürfe.
Die Sgraffiti erstreckten sich über das gesamte Mittelschiff des
Doms und versinnbildlichten die völkisch-nationalsozialistische Sicht
auf Heinrich den Löwen als Protagonist einer expansiven Eroberungspolitik
im Osten. Als weiteres Bild zeigte der Zyklus die Auseinandersetzung zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen über die Ostpolitik. Dohme nahm hier Bezug auf die Begegnung Heinrichs des Löwen mit Kaiser Friedrich I. in Chiavenna. Er stellte dem Welfenherzog den Kaiser gegenüber und illustrierte mit dieser Gegenüberstellung zwei gegensätzliche Positionen: In der Darstellung erschien Heinrich als volksnaher Beschützer seiner Bauern gegen die kosmopolitischen Forderungen des Kaisers. Als messianischer "Volksherzog" und Führer einer "Ur-Volksgemeinschaft" wurde Heinrich so zum Ahnen Hitlers stilisiert. Weitere Bilder des Zyklus zeigten Heinrich als Autoritätsfigur, wie er den Dank seiner Untertanen entgegennimmt, und als "Führer und Sieger" seiner Soldaten und Siedler. In weiteren Sgraffiti wurde der Kampf um Neuland gezeigt und die Besiedlung des Landes dargestellt. Der Zyklus schloss mit dem Sgraffito Grenzschutz gen Osten. Inhaltlich und in den Motiven illustrieren Dohmes Arbeiten eindeutig das herrschende nationalsozialistische Geschichtsbild. Dennoch handelt es sich bei den Bildern nicht um eine ausschließlich nationalsozialistische Formsprache oder um stilistischen Konservatismus. Die Ästhetik der Sgraffiti erinnert durchaus auch an die Neue Sachlichkeit oder Abstraktionstendenzen der 1920er Jahre. Quelle: |