Weiterführende Informationen zur Person

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Semmy Fränkel

geb. 22. Januar 1926 in Braunschweig

Sein Vater eröffnete ein Schuhgeschäft in Braunschweig, Höhe 27. Ihre Wohnung befand sich in der Helmstedter Straße 3. Bis 1935 verlief das Leben der Familie Fränkel mit ihren Söhnen Manfred und Semmy und ihrer Tochter Lotti in geregelten Bahnen. Die Kinder besuchten die Schule am Sandweg.

1935 begannen die Probleme für die Familie. Ihr Geschäft wurde von Männern der SA boykottiert. Jüdische Kinder mussten 1936 die Schulen verlassen und wurden in einer Klasse in der Schule Hinter der Masch zusammengefasst. Semmy Fränkel litt darunter, dass die tägliche Unterrichtszeit nur 1 1/2 Stunden betrug, in denen nicht viel vermittelt werden konnte, obwohl er die Lehrerin Frau Mangolt sehr schätzte.

Zwei Männer der Gestapo und zwei Polizisten erschienen am 28. Oktober 1938 um 19 Uhr in der Wohnung der Familie Fränkel. Sie wurden auf einen auf der Straße wartenden
Polizeilastwagen, auf welchem sich bereits acht jüdische Familien befanden, geladen, zum Zuchthaus Wolfenbüttel und am nächsten Tag zum Braunschweiger Hauptbahnhof gebracht. Der Transport ging in das Lager Neu-Benschen, wo sie mit 2.600 Juden etwa neun Monate auf Strohlagern verbrachten, da die polnische Regierung ihnen die Einreise nach Lodz bzw. Litzmannstadt bis Mai 1939 verweigerte. Dort im Ghetto arbeitete der Vater in der Wäscherei, sein Sohn Semmy in der Metallfabrik, seine Mutter und der ältere Sohn Manfred in der Küche. Immer wieder erschienen Männer der SS und sortierten Menschen für den Transport nach Cheimno zur Vernichtung aus. Die Familie Fränkel war bis Mitte August 1944 im Ghetto und durch die tägliche Arbeitszeit von 12 Stunden bei Versorgung mit nur 800 Kalorien hatte sich ihr körperlicher Zustand sehr verschlechtert.

Nach der Auflösung des Ghettos wurden sie nach Auschwitz gebracht, wo sie am 25. Hochzeitstag der Eltern ankamen, der jedoch für die Mutter mit der Vergasung endete, der Vater und seine beiden Söhne kamen ins Arbeitslager. Alles wurde ihnen weggenommen, die Kleidung, die sie bekamen, stammte von bereits vergasten Häftlingen. Im Arbeitslager
musste Semmy Fränkel unter anderem die Asche der vergasten Menschen in Papiersäcke schaufeln, die als Düngemittel an das Reichsbauernamt in Posen verkauft wurde.

Im September 1944 wurden sie in das Arbeitslager der Büssing-Werke Braunschweig zur
Zwangsarbeit gebracht. Die Fahrt im Güterwagen dauerte 2 1/2 Tage. Sie kamen am
Braunschweiger Ostbahnhof um fünf Uhr morgens an und wurden von dem Lageraufseher Max Kirstein mit Worten "Wo sind die Saujuden Fränkel" empfangen. Sie kamen in das Lager Vechelde und mussten in der Achsenabteilung der Büssing-Werke arbeiten. Laut Semmy Fränkels Aussage ging es ihnen dort besser als in Auschwitz. Ende März 1945 wurden sie in einem offenen Lastwagen nach Sachsenhausen transportiert. Das Lager war völlig überfüllt, die Zustände katastrophal. Von dort ging es in einem offenen Güterwagen weiter in das Lager Ravensbrück. Durch eine Sonderration, bestehend aus Hering und Kartoffeln, ließ sich eine Kommission des Roten Kreuzes, zur Überprüfung der Zustände des Lagers, leicht täuschen. Von dort ging die Odyssee weiter in das Konzentrationslager Wöbbelin bei Ludwigslust. Dort wurden Semmy Fränkel, sein Vater und sein Bruder Manfred am zweiten Mai 1945 von den Amerikanern befreit. Semmy Fränkel war zu diesem Zeitpunkt auf nur 62 Pfund abgemagert. Aus diesem Grund musste er ein Jahr im Krankenhaus verbringen.

Die drei Fränkels verbrachten die erste Zeit der Befreiung in Belsen. 1946 kamen sie wieder nach Braunschweig. Der Vater half der jüdischen Gemeinde bei der schwierigen
Aufbauarbeit. Semmy Fränkel und sein Vater wanderten 1948 in die USA aus. Während
seines vierjährigen freiwilligen Dienstes bei der 82. Division der amerikanischen Armee
verbrachte er 3 1/2 Jahre als Besatzungssoldat in Deutschland. Er arbeitete 22 Jahre in
Amerika, wo er auch eine Frau fand, mit welcher er mit seinen zwei Söhnen bis zu seinem
Tod im November 2000 lebte.

34 Personen seiner Familie hatten den Holocaust nicht überlebt.

Q.: Johannes Niedieck, Jonas Rügemer und Lars Steppuhn,
Schüler der Jugenddorf Christopherusschule Braunschweig